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Informationen zu diesem Bericht:
  • Quelle: Ahlener Zeitung vom 26. April
  • Autor: Ulrich Gösmann
  • Datum: 26.04.2002

Geht der Schulsport baden?
Reaktionen auf Schwimmhallen-Schließung / Notfalls Shuttle nach Hamm

Die Wellen schlagen hoch. Verantwortliche von Schulen und Vereinen schreckte die Nachricht von der schnellen Schließung der Schwimmhalle zum Start der Freibad-Saison wie der sprichwörtliche "Sprung ins kalte Wasser" auf. Lehrer, so ergab die gestrige "AZ"-Blitzumfrage, sehen den Sportunterricht im Falle eines langfristigen Ausfalls gefährdet; die ASG-Abteilung überlegt nach Hamm auszuweichen.

"Die Nachricht trifft uns aus heiterem Himmel." Alois Nühse, Leiter der Bodelschwinghschule, zeigt sich völlig überrascht. Nicht nur, dass der Schwimmunterricht wanke. "Wir haben doch überhaupt keine Alternative", erklärt der Pädagoge. die Schwimmhalle sei zugleich Sporthalle, ein Ausweichen nicht möglich. Bei schönem Wetter könne zwar das Freibad angesteuert werden. "Aber", so Nühse, "was ist, wenn der Sommer nicht mitspielt? Wir haben keine Planungssicherheit."

Wolfgang Stickling, Sportlehrer und Mittelstufenkoordinator am Städtischen Gymnasium, erinnert an den pädagogischen Auftrag. Im Sportunterricht der fünften und sechsten Klassen sollte jeder Schüler die Grundlagen des Schwimmens erlernen. "Das ist dann natürlich nicht mehr möglich." Die Nachricht von der Bad-Schließung sieht er "zwiespältig": "Wir haben in der Plastikhalle eine Lärmbelastung von über 100 Dezibel, ein Echo von acht Sekunden. Wenn drei Klassen aus drei verschiedenen Schulen auf einmal Schwimmunterricht haben, kann man nichts mehr erklären." Stickling spricht von "unzumutbaren Verhältnissen". Schallschluckende Elemente fehlten gänzlich. Auch am Städtischen Gymnasium wird der Sport in naher Zukunft wohl trockener ablaufen. Stickling: "Wir sind in der glücklichen Lage, dass der Lindensportplatz gleich nebenan ist."

Massiv betroffen von der Hallenschließung sind die rund 300 Aktiven der ASG-Schwimmabteilung. Heinrich Steinhoff, soeben an der Spitze bestätigt, versichert in einer ersten Stellungnahme: "Wir werden den Schwimmbetrieb auf jeden Fall aufrechterhalten. Ob wir möglicherweise in der Jahn-Halle nach Hamm ausweichen müssen, muss jetzt geklärt werden." Probleme sieht der Vorsitzende in greifbarer Nähe, "wenn wir einen schönen Sommer kriegen und das Freibad voll ist". Ganz düster scheint die Zukunft der Schwimmanfänger. Ein Ausweichen ins Freizeitbad komme nicht in Frage. "Die Wassertiefe, die wir brauchen, haben wir dort nicht. Und kein 25-Meter-Becken zur Abnahme des Seepferdchens", erklärt Steinhoff.

Noch deutlicher wird Ingrid Faber, Geschäftsführerin der ASG-Schwimmabteilung und Trainerin der Leistungsmannschaft: "Um Wettkampfbedingungen aufrechtzuerhalten, brauche ich von montags bis freitags ab 16.30 Uhr vier Bahnen." Was heißt: Das halbe Schwimmbecken für die ASG. Was die Gruppe der Schwimmanfänger betrifft, glaubt sie nicht, dass ein über Eltern organisierter Shuttle in die Nachbarstadt langfristig machbar ist. Faber: "Ich bestehe zumindest darauf, dass die Wettkampfmannschaft weitermachen kann. Sonst können wir einpacken."

Bürgermeister Benedikt Ruhmöller will von einer "langfristigen Schließung" nicht sprechen: "Wir brauchen zunächst eine Expertise, die uns aufzeigt, wie es um die Decke bestellt ist." Konsequenzen und Kosten seien noch nicht absehbar.

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